Wie schnelles Internet braucht der Mensch?
Damit beim Gebrauch von Diensten, die auf das Internet zugreifen, nicht unnötige Wartezeiten entstehen, ist eine Internetleitung mit genügender Bandbreite empfehlenswert. Als sich die ersten Benutzer Ende der Neunzigerjahre Internetanschlüsse angeschafft haben, betrug die normale Geschwindigkeit über den analogen Telefonanschluss maximal 56 kbit/s oder – in der heutigen Sprache ausgedrückt – 0,056 Mbit/s. Die Anzeige eines Bildes hatte sich noch Zeile um Zeile aufgebaut, was einige Sekunden bis zu Minuten dauerte.
Heute, knapp 20 Jahre später, bieten einige Anbieter keine Anschlüsse mit Bandbreiten unter 40 Mbit/s mehr an. Dies ist im Vergleich zum analogen Anschluss etwa 700 Mal schneller. Die Anbieter werben mit immer schnelleren Leitungen. Die schnellsten Anschlüsse über das Glasfasernetz liefern derzeit theoretisch bis zu 1000 Mbit/s – das ist gleichviel wie ein internes Gigabit-Kabelnetzwerk und um einiges schneller als die Übertragung der meisten WLAN-Router und -Geräte. Während die Kosten für einen Internetanschluss über die letzten Jahre relativ stabil geblieben sind, nehmen die Geschwindigkeiten immer wie mehr zu.
Je nach Anwendung reicht ein langsamer Anschluss aus. Es gibt aber auch Anwendungen, bei denen eine schnelle Geschwindigkeit Sinn macht oder sogar Voraussetzung ist. Höhere Bandbreiten sind vorwiegend für das Herunterladen von grossen Dateien sinnvoll oder für das Streamen von Videos.
Ausserdem spielt es eine Rolle, wie viele Personen gleichzeitig über dieselbe Leitung Dateien herauf- oder herunterladen: je mehr Personen oder je grösser die Datenmengen, desto höher sollte die Bandbreite sein.
Benötigte Geschwindigkeiten
Langsame Geschwindigkeiten (1 bis 10 Mbit/s) eignen sich vorwiegend für das Versenden von E-Mails, da es keine grosse Rolle spielt, ob eine E-Mail innerhalb einer Sekunde oder einer Minute verschickt wird. Auch online Musik streamen oder Radio hören, braucht keine schnelle Leitung. So können auch Youtube-Videos mit niedriger Auflösung mit beispielsweise 5 Mbit/s problemlos übertragen werden. Wird die Leitung während des Schauens jedoch von anderen Diensten zusätzlich beansprucht, kann es zu Verzögerungen kommen.
Wer zügig Webseiten aufrufen möchte, für den empfiehlt sich bereits ein Anschluss mit mehr Geschwindigkeit. Eine News-Seite mit einigen Bildern oder ein einzelnes, grösseres Bild kann rasch 5 Megabyte gross sein. Bei einer Internetleitung mit 5 Mbit/s würde das Öffnen ganze 8 Sekunden dauern. Nur eine Sekunde dauert es bei einer Leitung mit 40 Mbit/s, was das Surf-Erlebnis um ein Vielfaches aufbessert. Ob die Leitung 100 Mbit/s oder sogar eine noch höhere Geschwindigkeit bietet, wird nicht mehr wahrgenommen, zumal der schnellere Seitenaufbau auch an die Grenzen des Computers oder des Webservers stossen kann, der die Inhalte über das Internet hochladen muss.
Mehr Bandbreite wird für das Streamen von hochauflösenden Videos benötigt. Netflix empfiehlt für Videos in HD-Qualität mindestens 5 Mbit/s. Für Videos in Ultra-HD (4K) werden bereits 25 Mbit/s empfohlen. Diese eher tief angegebenen Bandbreiten reichen aber nur für stark komprimiertes Video-Material aus.
Videos von anderen Quellen, die weniger komprimiert sind, können auch rasch höhere Bandbreiten beanspruchen. Beispielsweise beim iPhone 6s lässt sich die Qualität für die Videos einstellen, die mit der Kamera aufgenommen werden. Ein Video in Full-HD (1080p, 30 fps) benötigt pro Minute 130 MB. Um dies in Echtzeit herunterladen oder streamen zu können, ist ein Anschluss mit mindestens 18 Mbit/s nötig. Ein iPhone-Video in 4K-Auflösung benötigt für eine flüssige Übertragung mindestens 50 Mbit/s.
Herunterladen von grösseren Dateien (z. B. Updates)
Wenn oft grössere Dateien herunter- oder heraufgeladen werden, empfiehlt sich eine schnellere Leitung. Nachfolgende Tabelle zeigt die theoretischen Wartezeiten mit verschiedenen Geschwindigkeiten auf:
Die Wartezeit selber berechnen? Hier geht es zum Download-Rechner.
Mehrere Personen oder Dienste gleichzeitig
Bei den oben genannten Bandbreiten ist zu berücksichtigen, dass diese nur gelten, wenn aktuell genau eine Person einen Dienst nutzt. Wenn in einem Haushalt über dieselbe Leitung mehrere Personen gleichzeitig auf das Internet zugreifen, addieren sich die benötigten Bandbreiten. Wenn also zum Beispiel zwei Personen verschiedene Videos schauen und eine dritte Person gleichzeitig ein Update herunterlädt, kann es bei unzureichender Bandbreite bereits zu Verzögerungen oder stockenden Videos kommen. Daher empfehlen sich für Mehrpersonenhaushalte schnellere Leitungen.
Das Hochladen von Dateien
Viele DSL-Angebote, die über das Kupferkabel oder Angebote, die über das TV-Netz betrieben werden, sind asymmetrisch. Das heisst, dass Daten schneller herunter- als heraufgeladen werden können. Bei den meisten dieser Angebote beträgt die Upload- nur 10 bis 20 Prozent der Downloadrate. Bei 40 Mbit/s Download beträgt der Upload somit maximal 8 Mbit/s. Dies macht sich vorwiegend dann bemerkbar, wenn zum Beispiel viele Bilder auf Facebook oder grössere Videos auf Youtube geladen werden. Besonders lange warten Kunden, die ihre hochauflösenden Handy-Videos für die Datensicherung in einen Cloud-Speicher heraufladen wollen:
Ein 5-Minuten-Video in Full-HD über einen Anschluss mit 40/8 Mbit/s heraufzuladen, nimmt mindestens 11 Minuten in Anspruch.
Im Gegensatz dazu sind Anschlüsse über Glasfaser meist symmetrisch, was heisst, dass Daten gleich schnell herunter- wie auch heraufgeladen werden können.
Die Download-Zeit selber berechnen? Hier geht es zum Download-Rechner.
Die WLAN-Bremse
Gerade ältere WLAN-Router, Handys oder Computer sind oft nicht in der Lage, die schnellen Geschwindigkeiten über die Luft zu übertragen. Ein eigener Kurz-Test mit einer Horizon-Box von UPC zeigt folgendes auf: Über Ethernet-Kabel wird der, wie im Angebot versprochene, 250 Mbit/s Down- und 25 Mbit/s Upload erreicht. Über das WLAN mit circa 6 Metern Abstand empfängt das iPhone 6s je nach Test knapp 33 bis 90 Mbit/s, das 3-jährige MacBook nur 22 Mbit/s. Nur der Upload von 25 Mbit/s wird von beiden Geräten erreicht. Wände, Stockwerke oder auch Metalltische können die Übertragung zusätzlich verlangsamen. Abhilfe können hier neuere WLAN-Router schaffen.
Die Wahl der richtigen Geschwindigkeit
Eine zu schnelle Internetleitung schadet grundsätzlich nicht und bringt, ausser höheren Kosten, keine Nachteile mit sich. Wenn nur eine Person gleichzeitig surfen oder streamen möchte, reicht ein Angebot mit 40 Mbit/s in den meisten Fällen aus. Wenn die Leitung von mehreren Personen oder Diensten gleichzeitig genutzt werden soll, so empfiehlt sich ein schnelleres Angebot mit beispielsweise 100 Mbit/s. Noch schnellere Leitungen (250 Mbit/s bis 1 Gbit/s) können in den seltensten Fällen voll ausgenutzt werden. Sie können sich aber für Personen eignen, die grosse Dateien mit möglichst kurzen Wartezeiten hoch- oder herunterladen wollen.
Zu diesem Thema ist ein Beitrag bei SRF Espresso erschienen.
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