31.10.2018

Wird das Replay nun doch eingeschränkt oder abgeschafft?

Wie Salt und UPC diese Woche in Medienmitteilungen schreiben, schlägt die Rechtskommission des Nationalrates dem Parlament im Rahmen der Revision des Urheberrechtsgesetzes Änderungen vor. Diese Änderungen würden das oft genutzte Replay-TV in der heutigen Form gefährden. Die Rechtskommission schlägt vor, das die TV-Anbieter das Überspringen von Werbung beim Replay-TV blockieren müssen. Ausnahmen gäbe es nur, wenn die TV-Anbieter mit jedem Sender einen separaten Vertrag aushandeln würden.


Dieser Vorschlag kommt nun, obwohl Anträge zu Einschränkungen von Replay TV bereits im August 2018 in der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrates abgelehnt wurden.

Gemäss Mitteilung der UPC nutzen mittlerweile 70% der TV-Kunden die Replay-Funktion. UPC schreibt weiter, dass dieser Vorschlag im Widerspruch zur bisher gültigen Vereinbarung (GT 12) stehe, die zwischen den Rechteinhabern, TV-Anbietern sowie Konsumentenvertretern ausgehandelt wurde. Falls neben der bestehenden Entschädigung für Replay Dienste nach GT 12 neu noch direkte Zahlungen an TV-Programmveranstalter geleistet werden müssen, bedeutet dies faktisch eine doppelte Vergütung an die TV-Sender.
Zusammen mit anderen Verbreiterinnen zahlt UPC im Rahmen von GT 12 jährlich eine Replay-Entschädigung an die Verwertungsgesellschaften. Alleine im letzten Jahr wurden dafür ca. CHF 35 Mio. ausbezahlt – wovon auch die TV-Sender profitieren. UPC weist auch den Vorwurf der Interessensgemeinschaft Radio und Fernsehen (IRF) zurück, dass, seit der Einführung von Replay TV, die TV-Werbeeinnahmen gesunken seien. Die publizierten Zahlen der Stiftung Werbestatistik Schweiz zur Entwicklung des Werbemarkts Schweiz zeigen klar, dass seit der offiziellen Einführung von Replay im Jahr 2012 der TV-Gesamtwerbeumsatz in der Schweiz im Gegenteil sogar von CHF 726 Mio. auf CHF 774 Mio. im Jahr 2017 gestiegen sei.

UPC, wie auch Salt wehren sich gemeinsam mit weiteren Branchenvertretern gegen diesen Vorschlag und hoffen, dass Replay in der heuten Form auch in Zukunft bestehen bleiben kann.


Ein Kommentar von Oliver Zadori für dschungelkompass:

Die Kritik am Replay richtet sich darauf, dass die Werbeblöcke im Schnelldurchlauf gespult werden können und den Sendern Millionenbeträge entgehen würden. Hatten wir denn früher mehr Werbung gesehen?
Die Werbeblöcke hatte man auch früher nicht gerne hingenommen, gerade wenn ein spannender Film lief. Hatten wir uns dann einfach die Werbung angesehen oder sind wir den Werbeblock sonst wie umgangen? Hatten wir nicht:
- während der Werbung auf einen anderen Sender umgeschaltet?
- Popcorn gemacht?
- aufs WC gegangen?
- Filme auf Video aufgezeichnet um danach die Werbung zu überspringen?

Seit ich Replay nutze, schaue ich gefühlt mehr Werbung. Denn während des Schnellvorlaufs blitzen immer wieder Firmen-Logos auf, die ich mit den oben erwähnten Massnahmen gar nicht wahrgenommen hätte.

Weiter kommt hinzu, dass ja auch nur Werbeeinnahmen generiert werden können, wenn es genügend TV-Zuschauer gibt. Durch zahlreiche digitale Angebote wird das lineare Fernsehen früher oder später wohl immer mehr verdrängt. Angebote wie Youtube oder Netflix werden immer mehr genutzt, da der Zuschauer selber wählen kann, was er schauen möchte. Diesem Trend kam bisher das Replay nach und eröffnete auf einmal eine riesige Vielfalt an Inhalten, die ohne grossen Aufwand geschaut werden konnten. Wenn dies jetzt wieder Rückgängig gemacht wird, besteht die Gefahr, dass sich die Zuschauer schneller vom Medium Fernsehen abwenden könnten. Das würde dann nicht nur die Werbeeinnahmen negativ beeinflussen, sondern auch das Bestehen der Sender noch schneller auf wacklige Beine stellen.

Anstatt an einem Modell festhalten zu wollen, das jahrelang funktioniert hat, wäre es evtl. sinnvoll, andere Einnahmequellen zu finden. Dies ist sicher nicht einfach, aber durch den Wandel der Zeit vermutlich ohnehin notwendig.

Was haltet ihr davon? Schreibt es in die Kommentare.







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